Family Business

Wir lachen über Ärgernisse

In unserer Serie «Family Business» fühlen wir Inhabern von Bauunternehmen den Puls. Der Interviewte bestimmt jeweils seinen Nachfolger und stellt auch gleich die erste Frage. In dieser Ausgabe befragen wir Alexander Morant. Er wurde von Ueli Weber ausgewählt.

«Wir verbinden Menschen»: Das hat sich die Firma Morant auf die Fahne geschrieben. Das Unternehmen mit der Petrolfarbe als visuelles Markenzeichen geht auf das Jahr 1909 zurück. Was mit dem Pflästerer August Morant damals begann, ist heute ein regional stark verankertes Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden und innovativen Baumethoden und bietet sowohl sichere als auch wirtschaftliche Lösungen im Strassenbau.

«Er ist halt ein Morant.» Das hört man bisweilen, wenn man jemanden auf Alexander Morant und seine zurückhaltend wirkende Art anspricht. der asphaltprofi wollte herausfinden, wie sie wirklich sind, die Morants. Wir werden im 90-minütigen Gespräch feststellen: Ja, auch der Junior antwortet auf offene Fragen geschlossen und stellt lieber eine Gegenfrage, als dass er etwas über sich preisgibt. Wir erfahren dennoch einiges.

Alexander Morant, wir starten mit der Frage von Ueli Weber: Wie wohl fühlst du dich als junger Morant im Familienunternehmen?

Hat er wirklich gefragt: Wie wohl ich mich fühle? (Pause) Sehr.

Möchten Sie einen Satz mehr dazu sagen?

Das Ausschmücken machen doch Sie … (lacht). Ich fühle mich sehr wohl. Wir hatten eine gute Übergabe und ich hatte immer ein gutes Einvernehmen mit meinem Vater. Ich konnte auf eine gute Geschäftsleitung und ein eingespieltes Team zählen. Das hat dazu geführt, dass ich einen einfachen Einstieg hatte.

Sie haben 2015 als Bauführer im Unternehmen gestartet. War es für Sie immer klar, operativ zu starten?

Auf jeden Fall. Ich war nach dem Studium ein reiner Theoretiker. In meinen Jahren bei der Implenia in Zürich war ich im Projektmanagement, in der Kalkulation und später im Belchentunnel als Bauführer tätig und hatte somit wenig Ahnung vom Strassenbau. Auf der Baustelle bekommt man einen Bezug zu den Aufgaben und Leuten, und man versteht, worum es wirklich geht. Anders würde man wohl auch nicht ernst genommen.

Die meisten Strassenbauunternehmen sind alteingesessene Familienbetriebe. Wie kommt’s? Auch, dass man sich den Family-Charakter bewahrt hat?

Böse gesagt, sind wir zu wenig lukrativ, um etwa von internationalen Grosskonzernen übernommen zu werden. Deshalb bleibt das Unternehmen wohl immer in der Familie hängen (lacht).

Wie selbstverständlich war es, dass Sie einsteigen?

Es war immer eine Möglichkeit, aber nie in Stein gemeisselt oder verlangt, dass ich das machen werde. Früher war es sicherlich eher normal, dass die Kinder gemacht haben, was bereits ihre Väter gemacht hatten. Als Kinder und Jugendliche haben wir die Firma immer als etwas durchweg Positives erlebt, als Teil auch, der zum Familienalltag gehört. Am Mittagstisch etwa, wenn diskutiert wurde, oder wenn wir am Sonntag Baustellen anschauten oder ins Büro gingen. Wenn die Firma das auszustrahlen vermag, entsteht ein Klima, bei dem alles möglich ist.

Alexander Morant, *1986, studierte an der ETH Zürich Bauingenieurwesen und absolvierte den Master in Management, Technology and Economics, den er 2012 abschloss. 2015 trat er ins Familienunternehmen ein und übernahm es 2018 in vierter Generation. Seine Funktion: Präsident des Verwaltungsrats. Er selbst sagt lieber: Mädchen für alles. Gemeint ist, dass er der operativen Crew den Rücken frei hält. Sprich, sich um alles kümmert, was den Alltag oder wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens beeinträchtigen könnte. Als Ausgleich zum Strassenbaualltag verbringt Alexander Morant gern Zeit mit seiner Familie und Freunden. Er ist interessiert an Geschichte, Kunst und Kultur, reist gern in Städte. Eine weitere Leidenschaft sind Bücher, insbesondere historische Romane – solche, bei denen er das Gefühl hat, er könne daraus etwas lernen.

Sie haben sich dafür entschieden. Was war ausschlaggebend?

Sind wir doch ehrlich: Es ist ein Privileg und Geschenk, eine solche Möglichkeit zu haben. Weshalb sollte man dieses nicht annehmen, wenn das Interesse da ist? Man kann später ja immer noch einen anderen Weg gehen, sollte man sich nicht wohlfühlen.

Man hört, dass Sie als Morant einen besonderen Charakter haben. Wie sind sie denn, die Morants?

Eigenbeschriebe machen wir per se nicht gern. Welche Adjektive sollte man auch nennen? Entweder klingen sie heuchlerisch-bodenständig oder absolut arrogant.

Lassen Sie es uns trotzdem probieren …

Ein Selbstbeschrieb? Ich beschreibe den Vater, das ist lustiger. Es sagen ja sowieso alle, wir seien gleich … Also: humorvoll, das muss sicher gesagt werden. Wir können gut zuhören – im Sinne von Verstehenwollen, was der andere Mensch möchte. Wir können Kompromisse eingehen und bleiben ruhig, auch wenn einmal etwas nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat. Nicht aufregen, die Leute machen lassen. Gelassen bleiben. Sich abgrenzen. Das können wir. Das ist unsere Natur. Und wir lachen über Ärgernisse. Alles andere bringt nichts.

Man könnte auch sagen, Sie lassen nichts an sich heran …

Wer sagt denn so etwas? (lacht) Rein rational gesehen, hilft es einfach niemandem, sich mit Dingen zu beschäftigen, die man nicht beeinflussen kann.

Ihr Vater spielt eine zentrale Rolle in Ihrem Leben. Was haben Sie von ihm gelernt?

Alles. Im Sinne von unternehmerischem Denken. Die strategische Sichtweise und die Liebe zum Detail. Auch, dass man für das Familienunternehmen jederzeit präsent ist. Letztlich hat die Erziehung einen grossen Einfluss darauf, wie man selbst lebt. Wir haben Harmonie in der Familie, nehmen uns Zeit füreinander, pflegen einen respektvollen Umgang mit allen Menschen. Das überträgt sich automatisch auf die Firma.

Stichwort Nachfolge auf die andere Seite. Sie sind Vater von zwei kleinen Jungs. Sind diese schon am Bäggerle?

Ja, definitiv. Unser Zweijähriger unterscheidet bereits Kranlastwagen, Betonmischer, Dumper, Raupenbagger, Pneubagger … Einmal gab’s bei uns zu Hause Gartenarbeiten. Der Kleine lief zum Fenster, sah den Bagger und brüllte: Baaggggeeeeeeer!! Baaggggeeeeeer!! Das bringt man ihnen ja nicht bei.

Was möchten Sie noch erreichen, was weitergeben?

Eine weiterhin erfolgreiche Kontinuität der Firma ist für mich ein schönes Ziel. In diesem Sinne müssen wir mit der Morant nicht wachsen. Wir möchten eher an den kleinen Schrauben drehen, damit wir qualitativ noch besser, noch effizienter werden. Meine Aufgabe ist es, die Herausforderungen der Zukunft soweit möglich zu antizipieren und die Firma so vorzubereiten, dass sie diese gut meistern kann. Oder anders gesagt: die Firma weiterentwickeln, dass auch die nächste Generation es gut machen kann.

Wer soll als Nächstes interviewt werden?

Oliver Wellauer.

Und welche Frage haben Sie an ihn?

Wann hast du zum letzten Mal einen über den Durst getrunken? (lacht)

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