Qualität

Effizienter und nachhaltiger

Was für ein rasantes Projekt! In nicht einmal sechs Monaten wurde das MOAG-Werk in Uznach umfassend modernisiert. Nun wird dort Asphalt mit der modernsten Technologie bereitgestellt, was mehrfach Vorteile bringt: weniger CO2 -Emissionen, Verwertung von mehr Recyclingmaterial, einfachere Prozesse für die Mitarbeiter und speditiveres Verladen für die Kunden.

Die Aussicht aus 20 Meter Höhe ist gigantisch: Rundum erstreckt sich die Linthebene, durchschnitten von der Autobahn A15 und der Linth, die auch die Grenze zwischen den Kantonen St.Gallen und Schwyz markiert. Ganz weit hinten die schneebedeckten Glarner Alpen; auf der grossen Wiese nebenan haben sich ein Dutzend Störche versammelt.

Der Mischturm des MOAG-Werks Uznach ist beim Besuch Mitte Februar auch ein Aussichtsturm, denn für die Bauarbeiten wurde ein Teil des Ge­häuses entfernt. Markus Brändle hat allerdings keine Zeit, den eindrücklichen Weitblick zu geniessen. Seit sechs Jahren ist er Anlagenchef im Werk Uznach und war zuvor seit 2014 als Mischmeister tätig. Nun koordiniert er das Umbauprojekt und ist Ansprechperson für die Bauarbeiter. Heute sind rund 20 Arbeiter vor Ort: Stahlbauer, Anlagenbauer, Elektromonteure. «Einer hat immer eine Frage», sagt Brändle und eilt weiter zu einem Monteur, der seine Einschätzung benötigt. Für lange Diskussionen reicht die Zeit aber nicht, denn Markus Brändle muss rasch entscheiden: «Eine Nacht über eine Entscheidung schlafen liegt nicht drin. Spätestens nach dem Znüni muss alles geklärt sein, denn der Umbau muss zügig vorankommen.» Der Zeitplan für das Umbauprojekt ist äusserst sportlich. Innerhalb von sechs Monaten wird das Werk in Uznach auf die neueste Technologie der Asphaltproduktion umgerüstet.

«Mit der neuen Anlage sind wir flexibler. Davon profitieren die Kunden und die Mitarbeiter.»

Recycling im Fokus

Seit 2013 betreibt die MOAG am Rande von Uznach ein Asphaltmischwerk. Doch seit der Inbetriebnahme hat sich die Baubranche markant verändert. Heute gilt das Credo: Primärbaustoffe müssen geschont und die Kreislaufwirtschaft gefördert werden. Der Recyclingprozess ist deshalb in den letzten Jahren in den Mittelpunkt gerückt, und entsprechend hat sich die Technologie zur Aufbereitung von altem Asphalt rasant entwickelt. Darum hat sich die MOAG entschieden, das Werk in Uznach umfassend zu modernisieren und mit neuer Technologie eine Brücke zu einer nachhaltigen Asphaltproduktion zu schlagen. «Das Ziel ist, dass wir in Zukunft möglichst allen Ausbruchasphalt, der von den Strassenbauunternehmen angeliefert wird, wieder­verwerten können», erklärt Philip Schifferle, technischer Leiter bei der MOAG. Bis jetzt konnte nur ein Teil des ausgebrochenen Asphalts recycelt werden.

Das soll sich künftig ändern. Die neue Anlage kann mehr Recyclingmaterial verarbeiten, sodass der Anteil von wiederverwendetem Asphalt von heute 38 Prozent auf 65 Prozent wachsen wird. Möglich macht das der Einbau einer Gegenstrom-Paralleltrommel oben im Mischturm. Die Anlage wurde dafür von 20 Metern auf 28 Meter aufgestockt. Philip Schifferle steht unter der Trommel und erklärt die Funktionsweise: «Während das Rec­­y­clingmaterial früher durch einen Gasbrenner erwärmt wurde, wird es neu mit einem Heissgaserzeuger erhitzt. Dadurch werden die Emissionen stark reduziert.» So kann die MOAG jährlich einige Tonnen CO2 einsparen. Die modernisierte Anlage ist nicht nur umweltschonender, sondern auch effi­zienter. Statt 200 Tonnen pro Stunde können zukünftig 250 Tonnen pro­duziert werden. Ausserdem lassen sich mehr Mischungen vorbereiten, da neu zehn Verladesilos mit einem Fassungsvermögen von circa 500 Tonnen Mischgut zur Verfügung stehen. «Davon profitieren unsere Kunden, denn nun können wir in den Stosszeiten die Lkw rascher abfertigen», sagt Anlagenchef Markus Brändle und erwähnt eine weitere Verbesserung: Bisher gab es einen kleinen Puffersilo zum Einlagern des Recyclingmaterials. Neu können zwei grosse Puffersilos mit «Vorrat» gefüllt werden. «So sind wir bei der Mischgutproduktion flexibler, können den Arbeitstag besser einteilen und müssen nicht regelmässig über Mittag arbeiten», sagt Markus Brändle. Kosten­punkt der neuen Anlage: über acht Millionen Franken.

«Logistisch und zeitlich ist das Umbauprojekt eine grosse Heraus­forderung.»

Anspruchsvolle Logistik

Philip Schifferle arbeitet seit 16 Jahren bei der MOAG und hat in dieser Zeit verschiedene Bauprojekte betreut, unter anderem den Neubau des Werks in Sennwald. Das Projekt in Uznach sei aber aus mehreren Gründen eine besondere Herausforderung: «Erstens ist der Zeitplan eng getaktet, und zweitens ist das Areal in Uznach mit 4000 Quadratmetern sehr klein.» Zum Vergleich: Das Areal in Mörschwil umfasst 60’000 Quadratmeter, jenes in Sennwald 17’000. Der Umbau in der Linth­ebene ist darum eine logistische Meisterleistung. Denn es gibt keine freien Flächen, um Bauteile zwischenzu­lagern. Das heisst: Alles muss «just in time» abtransportiert oder angeliefert werden.

Umso wichtiger war darum eine perfekte und gut durchdachte Vorbereitung. Bereits im Herbst 2024 wurden 30’000 Tonnen Ausbruchasphalt nach Sennwald und Mörschwil verschoben oder der thermischen Entsorgung zugeführt, damit auf diesem Platz das Fundament für die Aufgabebunker (Doseure) für das Recyclingmaterial erstellt werden konnte. Ausserdem wurde die Hülle der Anlage verstärkt und erste Baugruben wurden ausge­hoben. Parallel dazu lief die Asphaltproduktion im normalen Rahmen weiter. Für den Anlagenchef und seine drei Mitarbeitenden begann eine herausfordernde Zeit – oder wie es Markus Brändle formuliert: «Das Projekt ist für uns ein gigantischer Hoselupf.»

Ende November stellte das Team die Asphaltproduktion ein, und innerhalb von nur drei Wochen wurde die alte Anlage demontiert. Doch wohin mit den nicht mehr benötigten Silos, Förderbändern und Trommeln? Philip Schifferle kontaktierte Anlagenhändler, die im Export tätig sind. Innerhalb zweier Wochen waren die abmontierten Anlagenteile nach Deutschland und Polen verkauft. Somit war der Bauplatz leer geräumt, und Anfang 2025 startete wie geplant der Aufbau der neuen Anlage.

Ein Band über die Zufahrtsstrasse

Keine drei Monate später laufen auf der Baustelle bereits die «Feinarbeiten». Zuoberst auf dem Mischturm schweisst ein Arbeiter an einem Träger, zwei Etagen weiter unten werden elektrische Installationen getestet, und an einem Kran baumelt ein grosser Abluftkanal, der an diesem Nachmittag noch ein­gebaut werden soll. Vieles läuft zeitlich parallel und örtlich auf mehreren Ebenen. «Wir haben oben, in der Mitte und unten Monteure am Arbeiten. Die Arbeitssicherheit hat darum oberste Priorität», sagt Philip Schifferle. Bis jetzt läuft beim Umbau alles nach Plan. Ein wichtiges Element der neuen Anlage fehlt allerdings noch: ein 40 Meter langes Förderband, welches das Recyclingmaterial vom Lagerplatz direkt in die Gegenstrom-Paralleltrommel bringen wird. Bis anhin wurde das Material immer mit einem Pneulader transportiert. Dafür musste das Gefährt jeweils die Lkw-Einfahrtüberqueren, was den Werksverkehr teilweise behinderte. «Die Förderband-Brücke vereinfacht unsere Prozesse und sorgt ausserdem für mehr Sicherheit auf dem Gelände», erklärt Philip Schifferle.

Der Countdown läuft

Der nächste grosse Schritt ist die Inbetriebnahme des modernisierten Werks Anfang April. Dann bleiben zwei Wochen Zeit, um die neuen Motoren und Sensoren zu testen, die Anlage samt modernerem Leitsystem kennenzulernen und die Qualität der produzierten Mischungen zu überprüfen. Mit der neuen Anlage optimiert das MOAG-Team in Uznach auch die Rezepturen, und es erhöht den Recyclinganteil im Mischgut. «Mit den ersten Mischungen aus der neuen Anlage werden wir die Schlaglöcher auf dem Areal ausbessern», sagt Philip Schifferle und lacht – damit am 14. April 2025, wenn die Anlage das erste Mal wieder offen ist, die Lkw über eine ebene Einfahrt auf die Brückenwaage und unter die Verladesilos fahren können.

Bilder: Bodo Rüedi

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