In unserer Serie «Family Business» fühlen wir Inhaberinnen und Inhabern von Bauunternehmen den Puls. Die interviewte Person bestimmt jeweils, wer als nächstes an die Reihe kommt, und stellt auch gleich die erste Frage. In dieser Ausgabe befragen wir Chiara Zeckai-De Zanet. Sie wurde von Jürg Dietsche ausgewählt. Auf Wunsch von Frau Zeckai-De Zanet sitzt ihre Schwester, Rena De Zanet, mit am Interviewtisch.
Rena De Zanet (*1978) ist Inhaberin und Geschäftsführerin der De Zanet AG in Kaltbrunn. Ihre Schwester und Mitinhaberin Chiara Zeckai-De Zanet (*1977) verantwortet den Bereich Finanzen und Administration. Während andere in vergleichbaren Firmen und Positionen ihre Sporen im Baugewerbe abverdienten, haben sich die beiden De-Zanet-Schwestern für einen anderen Aus- und Weiterbildungsweg entschieden. Die eine hat Marketing in den USA studiert, die andere Germanistik in München. Infiziert vom Bau sind beide. Beide haben unabhängig voneinander zurück zum Familienunternehmen gefunden, das sie heute zusammen mit einem familienexternen Geschäftsleitungsmitglied leiten. Über die berufliche Tätigkeit hinaus engagieren sie sich in unterschiedlichen Organisationen und Gremien. Beide sind neugierig und wissbegierig und schöpfen aus businessfremden Engagements Energie, die sie leidenschaftlich gern ans Umfeld zurückgeben.
Donnerstagmorgen, Wilenstrasse 1 in Kaltbrunn, kurz vor 8 Uhr. Kurzes Innehalten vor dem Interview. Es herrscht eine zauberhafte Ruhe, in der man verweilen möchte. 90 Interviewminuten später hat sich daran nichts geändert. Zum guten Gefühl hat sich eine Leidenschaft fürs Familienbusiness-Wirken gesellt, gespickt mit sympathischer Frische und viel ansteckender Positivität.
Chiara Zeckai-De Zanet, Rena De Zanet, wir starten mit der Frage von Jürg Dietsche: Welchen Fussabdruck möchten Sie im Unternehmen hinterlassen?
Chiara Zeckai-De Zanet: Wir möchten auf jeden Fall, dass der Betrieb auf soliden Füssen steht, gut funktioniert und weitergegeben werden kann. Er soll mit der Zeit gehen und sich den modernen Gegebenheiten anpassen. Darüber hinaus möchten wir im Sozialen etwas bewirken und einen positiven Fussabdruck in der Region hinterlassen.
Rena De Zanet: Neben der unternehmerischen, sozialen und regionalen Verantwortung, die wir wahrnehmen, und dank der wir etwas bewirken wollen, geht es auch um die Familie und das Team. Auch hier haben wir eine Verantwortung und den Anspruch, Positives zu erreichen.
Sie beide sind in vierter Generation im Familienunternehmen aktiv. Wie vorbestimmt war das?
Rena De Zanet: Überhaupt nicht. Vielleicht hatten unsere Eltern den Wunsch, dass wir in ihre Fussstapfen treten würden. Doch sie haben uns die Freiheit gelassen, das zu tun, was uns glücklich macht. Ich glaube, wir wären nicht da, wo wir sind, wenn sie das nicht getan hätten.
Chiara Zeckai-De Zanet: So sind wir unsere eigenen Wege gegangen – zuerst einmal nicht in der Baubranche.
Rena De Zanet: Tatsächlich haben wir beide sehr untypische Wege gewählt für Menschen, die führend in einem Bauunternehmen tätig sind. Es war früher auch nie die Idee, in den Betrieb einzusteigen. Irgendwann kam der Punkt, zu überlegen, wie es mit dem Unternehmen weitergehen sollte. Als unser Vater zirka 58 Jahre alt war, haben er und unsere Mutter mit uns das Gespräch gesucht. Das muss im Winter 2008/2009 gewesen sein.
Es folgte ein Prozess, den die beiden Schwestern je allein gegangen sind. Rena De Zanet stieg 2012 in den Betrieb ein – von 0 auf 100, wie sie sagt. Chiara Zeckai-De Zanet zwei Jahre später, 2014, Step by Step. Für beide waren die Kraft und die Möglichkeiten, die ein Familienunternehmen mit sich bringt, letztlich ausschlaggebend dafür, einzusteigen. Am Schluss wars einfach logisch, sagt Chiara Zeckai-De Zanet.
Rena De Zanet, wie war es, als Sie damals starteten?
Rena De Zanet: Es war ein Kampf und gleichzeitig absolut bereichernd. Ich bin ohne Bauausbildung in einen Bereich gekommen, der per se nicht einfach ist. Den Kampf hatte ich mit mir selbst: hinzustehen, Verantwortung zu übernehmen, Sicherheiten zu geben – gegenüber unseren Mitarbeitenden, aber auch bei Bauherrschaften. Ich hatte viel Unterstützung und ein starkes Team im Betrieb – das hat mir geholfen, auch das nötige Fachwissen aufzubauen.
Bei Ihnen, Frau Zeckai-De Zanet?
Chiara Zeckai-De Zanet: Ich empfinde die Baubranche als eher schwerfällig. Viele Dinge werden gemacht, weil sie schon immer so gemacht wurden. Mit unserem Background gingen wir Dinge anders an als beispielsweise auch unsere Eltern; das musste das Team erst einmal lernen. Nach einer gewissen Zeit haben wir uns gefunden. Ich fühle mich persönlich sehr respektiert von allen Seiten (richtet sich an ihre Schwester).
Du auch…
Rena De Zanet: Ja, absolut. Man lernt, die Verantwortung auch gern zu haben …
Viele Strassenbauunternehmen sind – wie Ihres auch – über Generationen in Familienhand. Weshalb ist das so?
Chiara Zeckai-De Zanet: Die Baubranche ist eine harte Branche, verbunden mit einem entsprechenden Engagement, langen Arbeitszeiten und Wochenendeinsätzen. Da braucht es viel Herzblut. Ich denke, wenn das aus den Generationen herauskommt, ist genügend Energie und Vertrauen da.
Rena De Zanet: Als Familienmitglied hat man von Beginn weg eine Verbundenheit zum Betrieb. Neben dem Herzblut muss man es aber auch wirklich wollen.
Der Bau hat einen Zauber. Was fasziniert Sie?
Rena De Zanet: Es ist eine tolle Branche, ein cooler Beruf. Man hat Einfluss darauf, was draussen ist, zum Beispiel die Strasse, über die man fährt …
Chiara Zeckai-De Zanet: … und über die man 20 Jahre später noch fährt. Wir sehen, was wir machen. Das ist wohl das Ansteckende am Bau. Und das haben wir bereits als Kind mitbekommen. Wir waren gleichsam infiziert. Wegzukommen war schwierig; auch wenn wirs probiert haben… (beide lachen herzhaft).
Die De Zanet AG in Kaltbrunn ist eines der führenden Unternehmen in der Strassen- und Tiefbaubranche im Marktraum des Kantons St.Gallen. Es wurde 1904 von Primo De Zanet gegründet und beschäftigt heute 45 Personen. Mitarbeitende wie auch Kundinnen und Kunden beschreiben die Firma als verlässlich, ehrlich, offen und fair. Neben dem Familiären und dem Sozialen sind bei den De Zanets Qualität, Technik und Sicherheit als Werte mit höchster Priorität verankert.
Im Familienunternehmen bekommt man viel mit. Was haben Sie von Ihren Eltern gelernt?
Chiara Zeckai-De Zanet: Dass Familie alles ist. Und dass sich harte Arbeit lohnt. Wer zusammenhält und sich auch kritisch mit Themen auseinandersetzt, kann viel Gutes schaffen. Ich bin stolz und dankbar, dass ich hier mitgestalten und einen Beitrag leisten darf.
Rena De Zanet: Vom Vater habe ich gelernt, lösungsorientiert und positiv zu sein. Er hat mich gelehrt, dass es immer einen Weg gibt, wie unmöglich eine Situation auch immer scheinen mag. Und dass es manchmal schwierige Momente braucht, um das Schöne nachher wieder geniessen zu können. Mir war nie wichtig, einfach zu leben, um gelebt zu haben. Ich möchte leben, um etwas zu bewirken. Dieser Geist steckt in unseren Genen. Ich freue mich, wenn wir ihn leben und auch nach aussen tragen…
Beide: … gern auch in die nächste Generation.
Wer soll als Nächstes interviewt werden?
Reto Oberholzer.
Und welche Frage haben Sie an ihn?
Was bedeutet für Sie «Family Business»?
MOAG Baustoffe
Holding AG
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