In unserer Serie «Family Business» fühlen wir Inhaberinnen und Inhabern von Bauunternehmen den Puls. Der oder die Interviewte bestimmt jeweils, wer als Nächstes an die Reihe kommt, und stellt auch gleich die erste Frage. In dieser Ausgabe befragen wir Beat Foser. Er antwortet anstelle von Hanno Foser, der von Reto Oberholzer ausgewählt wurde, seit Ende 2023 jedoch nicht mehr im Unternehmen tätig ist.
Beat Foser, *1970, ist bekannt für seinen nie versiegenden Ideenstrom und seinen Ehrgeiz, Taten folgen zu lassen. Nach einer Maurerlehre bildete er sich zum Polier weiter und schloss die Bauführerschule in Aarau ab. Sämtliche Ausbildungen sowie das Praktikum als Polier und Bauführer fanden ausserhalb der Foser AG statt. «Es war mir wichtig, mir ein grösseres Blickfeld zu verschaffen», begründet er. Nach der Ausbildung stieg Beat Foser 1998 mit 28 Jahren ins Familienunternehmen ein, zuerst als Verkaufsleiter und Leiter der Qualitätssicherung. Bereits im zweiten Jahr stieg er in die Geschäftsleitung auf. In seiner Freizeit ist er gern mit dem Bike, in Laufschuhen und im Winter auf den Ski unterwegs.
Dieser Mann ist auf Zack. Und man glaubt ihm sofort, wenn er behauptet, er wisse, wie sein Wille durchzusetzen sei. Und doch ist das Interview für Beat Foser alles andere als ein weiteres Häkchen auf einer langen To-do-Liste. Konzentriert hört er zu, stellt Rückfragen und antwortet spontan, offen und direkt – schlagfertig und mit einer
guten Portion Humor. So stellt sich während der Gesprächsstunde schon bald das Gefühl ein, in diesem Sitzungszimmer gemütlich bei einem Plausch zu sitzen statt bei einem Geschäftstermin.
Frage von Reto Oberholzer: Was ist Ihr Antrieb?
(Weist auf das Porträtbild an der Wand.) Mein Neni. Das ist liechtensteinisch für Grossvater. Er war ein aussergewöhnlicher Mann. Sein Geschäft hat er unter widrigsten Umständen in den Kriegsjahren aufgebaut. Wenn ich ein Motivationstief habe, denke ich an ihn.
Was verbindet Sie mit ihm?
Während meiner Kindheit war ich oft bei ihm zu Hause. Damals war mein Grossvater schon nicht mehr im Unternehmen aktiv, sein Interesse für den Bau war aber ungebrochen. So fuhr ich mit ihm auf die Baustellen. Wir sind uns offenbar auch charakterlich sehr ähnlich. Zumindest wird das in der Familie gesagt.
Wie würden Sie diese Charakterzüge beschreiben?
Ehrgeizig, bodenständig, diszipliniert. Und ehrlich. Meine Frau würde noch «stur» hinzufügen (lacht).
Und was zeichnet Sie als Unternehmer aus?
Auch das habe ich von meinem Vater und Grossvater geerbt – und es ist das mir liebste Kompliment, das ich bisher gehört habe: Ich brenne für die Innovation und für das Kribbeln unter den Fingernägeln, wenn etwas Neues geschaffen werden soll. Für das Ja-nie-stehen-Bleiben.
Mit 28 Jahren stiegen Sie ins Familienunternehmen ein, als zweiter Geschäftsführer neben Ihrem Cousin. Das ist sehr jung für eine solche
Verantwortung …
Und doch ist es nicht so schiefgegangen (lacht). Ich musste vieles «on the job» lernen. Die Last war aber nicht überwältigend. Ich kannte den Betrieb schon seit meiner Kindheit, und die Senioren waren als Inhaber noch da. So habe ich das als Herausforderung angeschaut, nicht als Druck.
Die Inhaberschaft der Väter bringt auch die Gefahr mit sich, dass die jüngere Generation nicht selbst entscheiden kann. Wie war das bei Ihnen?
Ich gelte als relativ beratungsresistent. Aber unsere Väter liessen mich und meinen Cousin eigentlich immer machen. Natürlich musste ich aber auch ellbögeln.
In welchen Situationen?
Gerade wenn es um die Weiterentwicklung des Unternehmens und den Auftritt gegen aussen ging, hatte ich schon früh meine eigenen Ideen. Da diese mit Investitionen verbunden waren, musste ich überzeugend sein. Oft ist es ja so, dass man mit dem Älterwerden auch etwas zurückhaltender und kritischer wird, wenn es ums Investieren geht. Zum Glück spüre ich selbst noch nichts davon.
Direkt am Rhein und an der Grenze zwischen Liechtenstein und der Schweiz gelegen, steht der Hauptsitz der Firma Foser AG an einem schon fast malerischen Ort. Gegründet wurde das Unternehmen als Pflästererbetrieb von Andreas Foser vor über 80 Jahren. Seine drei Söhne erweiterten die Bauleistungen im Strassenbau und eröffneten in den 1960er-Jahren das erste Kies- und Betonwerk. In den 2000er-Jahren übernahmen in dritter Generation die beiden Cousins Hanno und Beat Foser die Mehrheit der Aktien, bis Hanno Foser Ende 2023 aus der Firma austrat und sämtliche Aktien an Beat Foser übergingen. Heute hat sich die Foser AG mit 120 Mitarbeitenden das «ökologische, soziale und ökonomische Bewusstsein» auf die Fahne geschrieben und engagiert sich im Bereich der Kreislaufwirtschaft.
Per Ende 2023 ist Ihr Cousin Hanno Foser aus dem Unternehmen ausgetreten, und Sie haben die alleinige Geschäftsführung übernommen.
Was verändert sich damit bei der Foser AG?
«Alleinige Geschäftsführung» würde ich verneinen, da es mehrere Geschäftsleitungsmitglieder über die einzelnen Bereiche gibt und wir als Team die Entscheidungen gemeinsam treffen. Zusätzlich haben wir in den letzten Monaten einige strukturelle Veränderungen angestossen, vor allem in Bezug auf das Controlling und auf eine Führung, die noch mehr auf Teamarbeit basiert.
Welchen Führungsstil pflegen Sie?
Ich würde sagen, er ist väterlich autoritär. Umarmend, aber trotzdem bestimmend. Für mich ist eine offene Kommunikation sehr wichtig. Auch glaube ich, dass die Sozialkompetenz in einem Familienunternehmen zentral ist. Ich möchte allen Mitarbeitenden gerecht werden.
Sie führen das Unternehmen bereits in dritter Generation. Warum lieben alle Foser-Männer die Baubranche so sehr?
In der zweiten Generation geschah der Generationenwechsel automatisch, als die drei Söhne das Zepter in die Hand nahmen. Für mich persönlich kam nie ein anderer Beruf infrage. Es gibt aber auch eine Foser-Frau, meine jüngere Schwester Christa Foser, die ebenfalls Mitglied der Geschäftsleitung ist.
Und wie sieht die nächste Foser-Generation aus?
Das kann ich noch nicht beantworten. Mein Hund kommt kaum infrage (lacht). Nein, ernsthaft, ich selbst habe keine Kinder. Aber ich habe da schon eine Idee, wie das Unternehmen nach mir in Familienhand bleiben könnte. Die ist aber noch nicht spruchreif.
Was macht Sie bei der Arbeit glücklich?
Zufriedene Mitarbeitende und eine zufriedene Kundschaft. Das zeigt mir, dass wir es richtig machen.
Und was bringt Sie auf die Palme?
Grundsätzlich habe ich eine «hohe Leidensfähigkeit». Aber bei unsachgemässem Umgang mit dem Inventar, Unpünktlichkeit und Unordnung steigt der Puls ab und zu an.
Welchen bleibenden Eindruck möchten Sie im Familienunternehmen hinterlassen?
Dass es bankenunabhängig und inhabergeführt bleibt. Gleichzeitig möchte ich den Nachfolgenden eine moderne Firma übergeben. Damit meine ich ein zeitgemässes Inventar und eine Umgebung, die digital auf dem neuesten Stand ist.
Und dann schauen Ihre Nachfolgenden einmal stolz auf Ihr Porträt an
der Wand?
Auf keinen Fall, dem Firmengründer gebührt die alleinige Ehre. Grundsätzlich betrachte ich mich nur als einen Teil der Firmengeschichte. Im Mittelpunkt sollte immer «Foser» stehen und nicht einzelne Personen.
Und noch zum Abschluss, wer soll als Nächstes interviewt werden?
Philipp Baumgartner, Geschäftsführer der Hilti AG und Schwiegersohn von Kaspar Hilti.
Und welche Frage haben Sie an ihn?
Was wird in Zukunft die grösste Herausforderung für Bauunternehmen sein?
Beat Foser, herzlichen Dank für das Gespräch.
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