In unserer Serie «Family Business» fühlen wir Inhabern von Bauunternehmen den Puls. Der oder die Interviewte bestimmt jeweils, wer als Nächstes an die Reihe kommt, und stellt auch gleich die erste Frage. In dieser Ausgabe steht Arnold Frick Rede und Antwort. Er wurde von Philipp Baumgartner ausgewählt.
Diese Firma mischt fast überall, wo gebaut wird, ein bisschen mit: vom Hoch- bis zum Spezialtiefbau, in der Produktion von Betonfertigteilen und natürlich im Strassenbau. Unter den Referenzprojekten der 1941 gegründeten Frickbau AG sind einige markante Bauten zu finden: mehrere Rheinbrücken, die runden Bogenhallen von Arbonia und das Rechenzentrum Ostschweiz in Gais. So vielseitig das Portfolio, so breit abgestützt ist die Firma in der Verwandtschaft. Brüder und Söhne, Cousins und Nichten – um die Nachfolgegeneration muss sich diese Familie momentan keine Sorgen machen. In der vierten Generation stehen mehrere Junge in den Startlöchern, um das Unternehmen im Frickschen Sinn dereinst weiterzuführen.
Pünktlich auf die Minute braust Arnold Frick mit seinem Elektroauto vor dem Hauptgebäude der Frickbau AG heran. Hoch die Treppe und rein ins Büro. Im Eilschritt. Eines ist klar: Dieser Mann vergeudet keine Minute. Im Gespräch zeigt sich der Unternehmer jedoch besonnen. Bis seine Leidenschaften – das Lösen von kniffligen Aufgaben und das Bergsteigen – Thema werden. Dann fangen seine Augen an zu leuchten.
Arnold Frick, wir beginnen mit der ersten Frage von Philipp Baumgartner. Welche Technologien oder Innovationen werden den Strassenbau in den kommenden Jahren prägen?
Ich rechne damit, dass sich im Bereich der CO2-Reduktion einige neue Ansätze durchsetzen werden. Aktuell passiert viel. Leider verkauft sich unsere Branche nicht so gut wie der Holzbau. Wir dürften ruhig stolz auf uns sein.
Wie meinen Sie das?
Wir sind schon sehr weit gekommen. Die Vision einer Kreislaufwirtschaft ist in greifbare Nähe gerückt – gerade, wenn es um den Strassenbau geht. Leider hat sich das Bild, das man von unseren Werkstoffen hat, noch nicht verändert. Die MOAG ist da vorbildlich: Sie kommuniziert und zeigt auf, was möglich ist. Wir Baufirmen müssen in dieser Hinsicht (noch) mehr tun.
Gibt es weitere Bereiche, die sich verändern? Zum Beispiel im Zusammenhang mit der Digitalisierung?
Auf jeden Fall. Eine Walze, die Verdichtungswerte automatisch kontrolliert und meldet, wenn sie genügend gewalzt hat: Das ist jetzt schon Realität. Die elektronische Überwachung der Baustelle ist die Zukunft. Wenn sie «verhebt», muss der Ingenieur nicht mehr so oft auf der Baustelle sein. Wir müssen uns aber bewusst sein: Wir als Ausführende übernehmen dann nochmals mehr Verantwortung. Es wird noch wichtiger werden, dass wir mitdenken.
Ihr Unternehmen setzt auf Innovation, wie Sie auf der Website schreiben. Was genau bedeutet das Wort für Sie?
Wir sind ein Team, das sich Neuerungen gegenüber offen zeigt. Konkret geht es vor allem um die Einstellung. Für jede noch so herausfordernde Aufgabe gibt es eine Lösung, davon bin ich überzeugt. Manchmal ist es nicht die offensichtliche, sondern man muss um die Ecke denken. Diese Herangehensweise macht uns innovativ.
Der Titel dieses Hefts heisst «Brücken schlagen» – wie sehen Sie die Rolle Ihres Unternehmens im grossen Ganzen der Baubranche? Schlagen auch Sie Brücken?
Ich denke schon. Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten eines Bauwerks kann herausfordernd sein. Es «menschelt» überall. Aber auch hier gilt es, vorwärts und lösungsorientiert zu denken. Es bewirkt viel, wenn man anderen das positive Denken vorlebt. Nicht so viel wie möglich bauen, sondern so gut wie möglich, das ist meine Devise.
Arnold Frick, *1966, ist Bauingenieur ETH und arbeitete nach dem Studium während dreier Jahre beim Ingenieurbüro Wenaweser und Wolfensberger in Zürich. Aufgrund des frühen Todes seines Onkels trat er früher als geplant in den Familienbetrieb ein. Dort war er anfangs nach eigenen Angaben «Mädchen für alles». 1995 stieg er in die Geschäftsleitung ein. Besonders knifflige Aufgaben reizen ihn, ganz nach dem Motto «Geht nicht gibts nicht». Das gilt bei Arnold Frick sowohl für den Beruf als auch für die Besteigung seines nächsten 4000er: «Mit einer guten Vorbereitung, dem Ziel und auch den Risiken vor Augen lassen sich im Team sehr anspruchsvolle Projekte erfolgreich umsetzen. Dazu gehört, auch einmal Stopp zu sagen und umzudrehen.»
«Power am Bau» steht auf den Pullovern Ihrer Mitarbeitenden. Dies drückt aus, dass Ihnen das Team am Herzen liegt …
Ohne gute Leute gehts nicht. Es ist die Team-Power, mit der wir Höchstleistungen zustande bringen. Ich freue mich jeden Tag darüber, dass ich diesen Gedanken in unserem Team spüre.
Wie gehen Sie als Chef mit Ihren Mitarbeitenden um?
Ich versuche, ihnen möglichst viel Handlungsspielraum zu lassen. Ich erkläre meine Ideen, lasse sie dann aber selbst machen. Auch Fehler gehören dazu. Mit Emotionen zu reagieren, bringt nichts. Ich ärgere mich nur, wenn jemand zum zweiten Mal denselben Fehler macht.
Und wohin gehen Sie mit dem Ärger?
Ich gehe nach Hause und ziehe meine Joggingschuhe an. Oder ich nehme mir ein Wochenende Zeit zum Bergsteigen. Ich habe schon mehrere 4000er in der Schweiz und auch schon einige Berge im Ausland bestiegen. Zudem führe ich als Tourenleiter im Liechtensteiner Alpenverein auch einfachere Höhenwanderungen. Die Berge begeistern mich. Die Bewegung gibt mir neue Energie und Ideen.
Irgendwie ist es schwer zu glauben, dass Sie gar nie auf den Tisch hauen. Immerhin führen Sie ein Unternehmen mit über 200 Mitarbeitenden …
Ich führe das Unternehmen zusammen mit meiner Nichte, meinem Bruder und meinem Cousin als Team. Wir versuchen, gemeinsam positiv nach vorn zu schauen und umsetzbare Lösungen und Verbesserungen zu finden. Was mich aber auf die Palme bringt, ist die «Geiz-ist-geil»-Mentalität, die in der Baubranche teils vorherrscht. Wenn wir uns mit vielen Zusatzleistungen für ein Projekt eingesetzt haben und dies bei der Rechnungsstellung nicht honoriert wird. Oder wenn bei Offerten wie auf einem Basar gehandelt wird, mit drei oder vier Angebotsrunden. Das ist frustrierend.
Sie sind ein umtriebiger Mensch mit vielen Ideen. Sind Sie rastlos?
Rastlos würde ich das nicht nennen. Ich habe eine schnelle Denkweise, springe voran und muss manchmal einsehen, dass mir nicht alle folgen können. Wenn eine Bauaufgabe besonders anspruchsvoll ist, fängt es bei mir an zu jucken. Manchmal ist es aber besser, über eine Idee nochmals zu schlafen.
Schlagen wir die Brücke zurück zum Anfang dieses Interviews: Welche Weiterentwicklungen wünschen Sie sich für sich persönlich?
Ich werde sicher länger als bis 65 arbeiten. Es gibt bei uns immer wieder neue Herausforderungen und Highlights: eine spezielle Brücke konstruieren oder eine anspruchsvolle Baugrube in einem schwierigen Untergrund erfolgreich erstellen. Spezielle Bauaufgaben werden mich immer interessieren, auch wenn ich mittelfristig nicht mehr an vorderster Front tätig sein werde.
Wer soll als Nächstes interviewt werden?
Bernhard Frei von der Bernhard Frei AG in Widnau.
Und welche Frage haben Sie an ihn?
Der Fachkräftemangel im Bauwesen und insbesondere im Strassenbau ist ein grosses Problem. Wie geht die Bernhard Frei AG damit um?
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Bilder: Daniel Ospelt
MOAG Baustoffe
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