Bei der MOAG werden 2025 gleich mehrere Brücken geschlagen: Nicht nur ist Daniel Weber als neuer Geschäftsführer in die Fussstapfen von Markus Blum getreten, auch im Verwaltungsratspräsidium findet ein Generationenwechsel statt. Am gemeinsamen Gesprächstisch stehen der alte und der neue Amtsinhaber Rede und Antwort.
Roger Fahrer und Ueli Weber, unser Heftthema heisst «Brücken schlagen» – wie ging der Übergang vom alten zum neuen MOAG-Verwaltungsratspräsidenten vonstatten?
Roger Fahrer: Da Ueli schon viele Jahre im Verwaltungsrat ist, kannte er diese Art der Arbeit und die Aufgaben vor der Amtsübernahme. Der Übergang geht nicht von 0 auf 100 über die Bühne. Wie beim Wechsel in der MOAG-Geschäftsleitung ist es auch bei uns: Der «Alte» ist noch da, wenn Fragen auftauchen.
Ueli Weber: Roger hat mir in den letzten Monaten bereits gezeigt, wie er das gemacht hat. Und wir sind weiter im Austausch. Mir persönlich bedeutet dieses Amt sehr viel. Insbesondere, weil auch ich aus einer der MOAG-Gründerfirmen stamme.
Nennen Sie uns je drei Attribute der MOAG, die das Unternehmen am besten beschreiben.
Roger Fahrer: Die MOAG ist einer der innovativsten Belagsproduzenten in der Schweiz. Ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen und ein Produzent, der das Recyclinggeschäft im Griff hat. Das können nur wenige Produzenten von sich behaupten.
Ueli Weber: Hier möchte ich einhaken: Die MOAG ist bereit für die Kreislaufwirtschaft, weil sie dafür bereits viel investiert hat. Die Werke sind auf dem neuesten Stand der Technologie. Und die MOAG verfügt über fantastisches Personal und treue Kundschaft.
Wie wichtig erscheint Ihnen die geografische Aufstellung des Unternehmens?
Ueli Weber: Die Verteilung zwischen Thurgau, St.Gallen, dem Rheintal und dem Linthgebiet ist eine ideale Ausgangslage. Die Werke liegen perfekt an den Hauptverkehrsachsen. Das macht die Versorgung der Baustellen einfach, und es erlaubt, Rochaden vorzunehmen.
Roger Fahrer: Die MOAG hat ein Team mit Leuten aufgebaut, die auch bereit sind, zu «fliegen». Damit meine ich, dass sie bei anderen Werken aushelfen. Das ermöglicht eine Flexibilität in der Produktion, die vor 20 Jahren noch nicht denkbar gewesen wäre. Dafür muss ich vor allem auch Markus Blum, dem langjährigen MOAG-Geschäftsführer, und meinem Vorgänger im Verwaltungsrat, Markus Morant, ein Kränzchen widmen. Sie haben die Firma auf dieses Niveau gehoben.
Beschreiben Sie einen typischen, charakteristischen MOAG-Moment.
Roger Fahrer: Die Eröffnungen modernisierter Werke oder neuer Anlagen waren für mich immer besonders schöne Momente. Das geschah während meiner Zeit rund alle zwei Jahre einmal. Es zeigt, dass die MOAG einen wirklich sehr hohen Standard aufrechterhält und immer wieder zu den Spitzenreiterinnen gehört, wenn es um den Fortschritt in der Belagsproduktion geht.
Ueli Weber: Wir sind immer einen Schritt voraus. Das ist aber auch nur möglich, weil wir wirtschaftlich nachhaltig agieren und Aktionäre haben, die mitmachen.
Roger Fahrer, *1956, ist Bauingenieur und trat 1979 in die Firma Schafir & Mugglin AG ein. Nach zehn Jahren in diversen Positionen wurde er 1989 zum Geschäftsführer ernannt. Danach folgte eine Reihe von internen Wechseln, die durch Firmenübernahmen entstanden: Sowohl bei der Stuag AG als auch bei der Batigroup AG sass er in der Konzernleitung. Nach der Fusion mit der Zschokke AG zur Implenia führte er den Bereich Bau Deutschschweiz. 2014 trat er aus der Firma aus und wurde CEO der Cellere Bau AG. Roger Fahrer amtete zudem während rund 20 Jahren als Präsident des Baumeisterverbands Zürich/Schaffhausen.
Roger Fahrer, Sie waren von 2019 bis April 2025 Verwaltungsratspräsident Was hat Ihre Zeit in diesem Amt geprägt?
Roger Fahrer: Die Agilität. Sobald ein Projekt in die Abschlussphase ging, haben wir ein neues angestossen. Wir haben die Werke in Uzwil und Mörschwil modernisiert und einen grossen Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft gemacht.
Ueli Weber: Roger hat zudem den Generationenwechsel in der Geschäftsführung und nun den Wechsel zu mir wesentlich mitgeprägt. Im Verwaltungsrat sind in dieser Zeit auch viele Oldies weggegangen und neue Mitglieder hinzugekommen. Nun gehöre ich zu den Oldies (lacht).
Roger Fahrer: Ja, in den letzten sechs Jahren gab es einen grossen «Gump» zur neuen, jüngeren Generation.
Ueli Weber, wie möchten Sie in Ihrer neuen Rolle den Geschäftsführer der MOAG unterstützen?
Ueli Weber: Als Verwaltungsratspräsident möchte ich vor allem den nötigen Rückhalt bereitstellen. Insbesondere auch, wenn es um die «diplomatischen» Beziehungen zur Kundschaft geht. Es ist zudem mein Ziel, mit dem Geschäftsführer zusammen dafür zu sorgen, dass die Qualität so hoch bleibt und die Kontinuität gewährleistet ist. Während der Geschäftsführer auch im Alltag steckt und unmittelbare Herausforderungen lösen muss, sehe ich mich als denjenigen, der das Langfristige im Auge behält.
Die Aufstellung der MOAG ist etwas speziell, da der Verwaltungsrat ausschliesslich aus Personen besteht, die selbst in Baufirmen tätig sind und darum wirklich Ahnung von der Sache haben …
Roger Fahrer: Es ist vielleicht speziell, wenn man es mit einem grossen Konzern vergleicht. In unserer Branche ist es der Normalfall. Die Mitglieder des Verwaltungsrats sollen ein grundlegendes, eigenes Interesse daran haben, dass es vorwärtsgeht und dass die Firma gut aufgestellt ist.
Wo sehen Sie beide die grössten Herausforderungen, wenn es um den Belagsbau der Zukunft geht?
Ueli Weber: Wir müssen die Fühler permanent ausgestreckt halten, um die rasanten technologischen Fortschritte zu analysieren und unsere Technologien weiterhin auf dem neuesten Stand zu halten.
Roger Fahrer: Es ist ein ständiges Tüfteln und Probieren. Und dann Machen. Die MOAG muss weiterhin dafür sorgen, dass die Altbelagshaufen nicht weiter anwachsen. Es wird heute nicht mehr neu gebaut, sondern nur noch renoviert. Wir müssen – und damit meine ich die gesamte Branche – in eine echte Kreislaufwirtschaft eintreten und stets mindestens gleich viel Material einbauen, wie zuvor ausgebaut wurde.
Ueli Weber, gibt es Veränderungen, die Sie bei der MOAG anstossen möchten?
Ueli Weber: Die wichtigen Fragestellungen sind gegeben. Es geht darum, die ökologische, wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit sicherzustellen. Das heisst konkret, wir müssen uns aufs Kerngeschäft konzentrieren und dieses weiterhin in dieser hohen Qualität betreiben.
Warum wird der Strassenbau, und damit die MOAG, auch in Zukunft wichtig bleiben?
Ueli Weber: Strassen gehören zu den elementarsten Infrastrukturbauten der Schweiz. Sie werden wichtig bleiben, denn auch eine nachhaltige Mobilität spielt sich zu einem grossen Teil auf dem Asphalt ab.
Roger Fahrer: Und man darf nicht vergessen: Es geht nicht nur um die Strasse als befahrbare Unterlage. Ein riesiger Teil anderer Infrastrukturkomponenten liegt unter unseren Strassen: Fernwärme, Strom, Gas- und Wasserleitungen sowie IT-Netzwerke, um nur einige zu nennen. Diese Netzwerke wird es auch in 100 Jahren noch brauchen.
Wie bewegen Sie sich selbst auf den Ostschweizer Strassen?
Ueli Weber: Ich fahre einen Land Rover Defender. Aus reiner Leidenschaft. Ich besitze aber auch ein Generalabonnement und bin sehr oft mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs.
Roger Fahrer: Ich bin klassisch meist mit dem Auto unterwegs. Oder dann zu Fuss am Wandern, was jetzt immer öfter vorkommt.
Ueli Weber, *1964, ist gelernter Maurer und studierter Bauingenieur. Während sechs Jahren arbeitete er im Ingenieurbüro Gerevini in St.Gallen, bevor er 1991 als Nachfolger ins Familienunternehmen E. Weber AG eintrat. Neben seiner Funktion als Geschäftsführer übernahm er immer wieder wichtige Mandate in der Baubranche. Unter anderem amtete er als Infra-Suisse-Vizepräsident, als Präsident der Berufsfachschule Verkehrswegbauer in Sursee und als Präsident des Baumeisterverbands des Kantons St.Gallen. Zudem war er 24 Jahren lang Verwaltungsratspräsident der Clientis Bank Toggenburg AG.
Sie spielen auf Ihren Ruhestand an – welche Brücke schlagen Sie aktuell in Ihrem Leben?
Roger Fahrer: Diese Brücke habe ich bewusst über mehrere Jahre gespannt. Vor fünf Jahren bin ich aus dem operativen Geschäft ausgetreten. Und es war gut, meine Verwaltungsratsmandate zu behalten. Ich höre auch jetzt nicht auf einen Schlag auf. Ich bleibe im Verwaltungsrat der Cellere Bau AG wie auch der Kieswerk Oldis AG. Mir ist wichtig, dass ich all die persönlichen Kontakte weiterpflege, die mich durch mein Berufsleben begleitet haben. Es sind Menschen, mit denen ich ein Leben lang zu tun hatte, und daraus sind viele Freundschaften entstanden. Aber ich werde mehr reisen, Ski fahren und lesen.
Ueli Weber, Sie sind in Ihrer Freizeit begeisterter Musiker, Sie lieben das Reisen, Kunst und Geschichte. Wie viel Zeit können Sie Ihren Hobbys widmen?
Ueli Weber: Ich sehe seit 30 Jahren nicht fern und bin nicht aktiv auf Social Media (lacht). Nein, im Ernst: Lesen und Musik beflügeln die Gedanken. Es fordert mich und wirkt sich auch positiv aufs Berufsleben aus.
Gibt es etwas, das Sie der Leserschaft dieser Publikation unbedingt noch sagen möchten?
Roger Fahrer: Ich wünsche beiden, dem neuen MOAG-Geschäftsführer Daniel Weber und meinem Nachfolger Ueli, alles Gute. Und Markus Blum möchte ich ein riesiges Dankeschön aussprechen. Ich wünsche ihm, dass er in seinem neuen Lebensabschnitt Erfüllung findet.
Roger Fahrer und Ueli Weber, vielen Dank für das Gespräch.
Bilder: Bodo Rüedi
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