Vor 25 Jahren übernahm Markus Blum die Geschicke der MOAG. Der Geschäftsführer hat seither viel bewegt. Und er tut dies noch bis Ende Jahr. Im Januar 2025 findet die Stabsübergabe an den neuen MOAG-Chef, Daniel Weber, statt. Im Interview blicken wir mit beiden zurück – und schauen vorwärts.
Markus Blum übergibt die Geschäftsführung der MOAG per Januar 2025 an Daniel Weber.
Markus Blum, wie war die MOAG aufgestellt, als Sie die Position als Geschäftsführer einnahmen?
Markus Blum: Bevor ich anfing, kam mir die MOAG manchmal ein bisschen wie ein grauer Moloch vor. Bei der MOAG haben Bezüger ihr Mischgut bestellt, nicht mehr und nicht weniger. Mein erstes Anliegen war es darum, die MOAG für Bauherren, Planer und Kunden zu öffnen und sichtbarer zu machen.
Ist Ihnen dies gelungen?
Markus Blum: Wir haben echt viel erreicht. Unter anderem haben wir die Bauherrengespräche und die Besichtigungen unserer Werke eingeführt, und wir haben das Herbstseminar ins Leben gerufen. Die MOAG ist zu einer Drehscheibe der Information geworden, wenn es um den Strassenbau und die Produktion von Asphalt geht. Dies ist nicht zuletzt auch dem Fachmagazin der asphaltprofi zu verdanke.
Markus Blum, *1959, hat eine Lehre als Tiefbauzeichner abgeschlossen und sich anschliessend zum Bauingenieur FH weitergebildet. Nach dem Studium arbeitete er zuerst bei der Krämer AG und wechselte dann zur Cellere AG, wo er als Bauführer Grossbaustellen betreute. Es folgte die Position als Filialleiter St.Gallen bei der Hüppi AG, bis er im Jahr 2000 die Geschäftsleitung der MOAG übernahm.
Und welche Entwicklung hat die MOAG geschäftlich durchlaufen?
Markus Blum: Wir haben uns vergrössert. Und wir haben unsere Werke modernisiert. Als ich übernahm, gab es dreieinhalb Werke: Uzwil, Mörschwil, Trübbach und eine Beteiligung am Standort Triesen. Es stand ein Generationenwechsel an, denn viele Mitarbeitende standen kurz vor der Pensionierung. Wir haben die ganze Belegschaft über die Jahre ausgetauscht. Und es geschafft, eine Kultur des Miteinanders aufzubauen. Ebenso haben wir einige Werke übernommen und das Marktgebiet zum heutigen Stand ausgebaut. In Zahlen gesprochen: von rund 200’000 Tonnen Mischgut im Jahr 2000 auf heute gegen 600’000 Tonnen. Und von 13 auf 29 Mitarbeitende.
Daniel Weber, wie nehmen Sie die MOAG wahr?
Daniel Weber: Die MOAG ist in der Ostschweizer Baubranche ein fester Begriff. Wenn man bei der MOAG bestellt, weiss man, dass es funktioniert. Zu 99,9 Prozent. Und wenn doch einmal eine Störung passiert, sind die MOAG-Teams die ersten, die uns informieren. Eine perfekte und souveräne Dienstleistung. Das hat mit der Mentalität der Teams zu tun und schliesslich mit dem, was der Chef vermittelt.
Dank der Anlage in Mörschwil, die man von der Autobahn aus gut sieht, kennen auch viele Menschen die MOAG, die nicht in der Branche tätig sind …
Daniel Weber: Ja, das stimmt. Wenn ich erzähle, was bei mir in Zukunft ansteht, haben viele Menschen schon von der MOAG gehört oder eben das Werk bei der Verzweigung Meggenhus gesehen. Es sind grosse Fussstapfen, in die ich treten darf. Bei dem hervorragenden Ruf, den die MOAG heute hat.
Markus Blum: Gerade deswegen ist auch wichtig, dass wir hin und wieder einen Tag der offenen Tür an unseren Produktionsstandorten veranstalten. Man darf nicht vergessen: Wir sind ein Industriebetrieb, bei dem oben etwas zum Kamin herauskommt. Darauf sind viele Leute sensibilisiert. Obwohl es eigentlich nur Wasserdampf ist.
Stichwort Nachhaltigkeit: Neben der Vergrösserung des Marktgebiets und der Reorganisation der Standorte ist das in dieser Hinsicht Erreichte besonders beeindruckend.
Markus Blum: Heute sprechen wir von der Kreislaufwirtschaft. Diesen Begriff kannten wir früher nicht. Trotzdem haben wir seit den frühen Nullerjahren konsequent in diese Richtung gearbeitet. Die MOAG hat schon 1983 den ersten Brecher gekauft, lange vor meiner Zeit. Doch damals jubelte man, wenn man 10 bis 15 Prozent Recyclingmaterial zugeben konnte.
Wie haben Sie es geschafft, diese Ziffer auf heute fast 60 Prozent – über die gesamte Produktion – zu steigern?
Markus Blum: Das verlief natürlich parallel zur gesellschaftlichen Entwicklung. Wir haben es aber auch geschafft, weil mir persönlich und uns als Unternehmen die Nachhaltigkeit besonders am Herzen liegt. Dabei ist ganz wichtig: Weder die ökologische noch die soziale Nachhaltigkeit funktionieren ohne die wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Sie steht an oberster Stelle. Wir haben in den vergangenen Jahren unglaublich hohe Beträge in die ersten beiden Säulen investiert. Das konnten wir nur dank unserer guten wirtschaftlichen Grundlage.
Wie steht die MOAG im Vergleich zur übrigen Schweiz oder dem Ausland da, wenn es um die Kreislaufwirtschaft geht?
Markus Blum: Im letzten Jahr hatten wir in Mörschwil Besucherinnen und Besucher aus Frankreich, Italien, Österreich, Deutschland, Irland, Holland, England und sogar China – und alle staunten ungläubig, wenn wir ihnen unsere Recyclingquote nannten. Eine solche Anlage gibt es sonst nirgends. 2023 haben unsere Kunden 297’000 Tonnen Ausbauasphalt angeliefert, und wir haben 294’000 Tonnen davon wiederverwendet. Praktisch alles, was wir erhalten, fliesst in neue Strassenbeläge.
Daniel Weber, *1985, hat seine Lehre als Strassenbauer 2003 abgeschlossen und sich anschliessend bis zum Bauführer HF weitergebildet. An der Fachhochschule St.Gallen ergänzte er seine Ausbildung mit einem MAS in Business Administration. Nach Stationen als Belagspolier und Bauführer im Tiefbau bei der Implenia Schweiz AG ist er seit 2020 und noch bis Ende Jahr bei der Hüppi AG als Geschäftsführer der Filiale Winterthur tätig.
Asphalt ist über die Jahre aber Asphalt geblieben?
Daniel Weber: Die Asphaltrezepturen sind in etwa gleich geblieben, ja. Wichtig erscheint mir die Tatsache, dass Recyclingasphalt keineswegs minderwertig ist. Seine Qualität lässt nichts zu wünschen übrig.
Markus Blum: Was sich verändert hat, sind die Technologien in der Produktion. Hier haben wir riesige Fortschritte erzielt. Und wir haben die Abläufe digitalisiert. All dies ermöglicht uns heute eine effizientere und nachhaltigere Produktion.
Wie weit können sich die Zahlen bezüglich des Recyclinganteils noch nach oben bewegen?
Markus Blum: Das, was wir heute anbieten, ist das, was gemäss heutigem Stand der Technologie möglich ist. Und bald wird es die Aufgabe von Daniel Weber sein, den Markt bezüglich der Möglichkeiten zu verfolgen und zusammen mit den Mitarbeitenden und dem Verwaltungsrat die richtigen Massnahmen einzuleiten, damit wir die Quote weiter erhöhen können.
Daniel Weber: Es ist ein zentrales Thema, das mich von Beginn weg beschäftigen wird. Und es ist mein Ziel, in diesem Bereich viel Elan, Teampower und mit der Zeit hoffentlich weitere Ideen einzubringen. Denn irgendwann wird wieder ein grosser Sprung nach vorn möglich sein.
Daniel Weber, was reizt Sie an der Position als MOAG-Chef?
Daniel Weber: Ich kenne die MOAG, seit ich mit dem Belagsbau in Berührung gekommen bin. Sprich, seit meiner Lehre als Strassenbauer. Im neuen Job werde ich nicht mehr in der ausführenden Rolle sein, sondern in der vorgelagerten Produktion. DiesenAspekt finde ich spannend. Für mich werden auch die Verhandlungen und Gespräche mit dem Verwaltungsrat sowie die Kundengespräche neu sein. Darauf freue ich mich sehr.
Wie wird die Stabsübergabe verlaufen?
Daniel Weber: Ich starte im Januar. Markus Blum wird noch da sein und laufende Projekte betreuen. Die operative Führung aber wird er mir übergeben.
Markus Blum: Ich mache bewusst einen Schritt retour. Daniel Weber ist ab dem 1. Januar 2025 verantwortlich. Er kann später über das Jahr 2025 nicht sagen, dass der Blum schuld sei (lacht).
Und was möchten Sie noch anstossen bis Ende Jahr, Herr Blum?
Markus Blum: Ich werde die beiden Projekte vorantreiben, die ich bereits in Angriff genommen habe: den Bau des Recyclingkompetenzcenters Sennwald und die Sanierung des Werks Uznach. Und dann kommt vielleicht schon der Neubau am Standort Weiningen ins Rollen. Dort entsteht in den nächsten Jahren ein neues Kieswerk, und wir bauen parallel dazu eine neue Mischgutanlage sowie ein weiteres Recyclingcenter. Sie sehen, die Arbeit geht uns nicht aus.
Und welche Neuerungen schweben Ihnen vor, Herr Weber?
Daniel Weber: Die MOAG ist eine hervorragend aufgestellte, moderne Firma. Sie ist der Zeit sogar voraus. Und sie verfügt über ein langjähriges, gut harmonierendes Team. An dieser soliden Basis möchte ich nicht rütteln. Erst einmal wird es darum gehen, die bereits eingeschlagenen Wege konsequent weiterzugehen.
Und welchen Tipp möchten Sie, Herr Blum, Daniel Weber mit auf den Weg geben?
Markus Blum: Ich sage ihm dasselbe, was ich immer wieder gegenüber meinem Team betone. Ja klar, wir produzieren Mischgut. Wir helfen damit aber vor allem auch mit, die unglaublich gute Schweizer Infrastruktur zu erhalten und auszubauen. Das ist unsere Aufgabe. Denn es profitieren alle Menschen von dem, was die MOAG macht. Darauf dürfen wir stolz sein.
Fotos: Anna-Tina Eberhard, Daniel Ammann
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